Am 30.Mai 2017 freute sich Frau Möllenbaum auf neue Gäste!
Geladen waren:
Markus von Hagen, Rezitator, Kabarettist und mehr, Matthias Menne, Redakteur bei Antenne Münster, auch bekannt als "der Nörgeler" und Prof. Dr. Jan Achim Lichtenberger-Direktor des Archäologischen Museums
Die illustre Männerrunde fühlte sich sehr wohl und entdeckte Gemeinsamkeiten, wie das Volleyballspielen, Kochleidenschaften oder den Magister Artium.

Prof.Dr.Achim Lichtenberger - Matthias Menne - Frau Möllenbaum - Markus von Hagen
Ganz besonders freute sich Frau Möllenbaum über die lyrischen Lobeshymnen von Markus von Hagen:
Möllenbaum...
... das ist mehr als nur ein Name. Das ist ein Mythos.
Man hört gleichsam das Rauschen des Möllenbaumes, wenn man sich unsere kulturelle Tradition vergegenwärtigt. Denn im Baum wohnt – nach alter keltischer und auch germanischer Vorstellung – eine Baumgottheit, eine Elfe. Aus diesem Grund ist auch Elfriede der adäquate Name für eine Person, die den Namen Möllenbaum trägt.
Es ist nicht verwunderlich, daß der Möllenbaum in vielen altehrwürdigen deutschen Liedern vorkommt. Jeder von uns kennt das Weihnachtslied „Oh, Möllenbaum! Oh Möllenbaum", in dem es heißt:
„Du führst nicht nur zur Sommerzeit,
nein auch im Winter, wenn es schneit!"
Was auf Elfriede Möllenbaum als Führungspersönlichkeit hinweist, worauf schon auch Wilhelm Müller mit seinem berühmten Zyklus „Die schöne Möllerin" anspielt. In seiner – um an „Oh Möllenbaum" anzuknüpfen - „Winterreise" finden sich die Zeilen, die, vertont von Franz Schubert, geradezu Volksgut geworden sind:
Am Marktplatz vor dem Dome
da führt Frau Möllenbaum:
Sie weckt mit ihren Worten
so manchen süßen Traum.
Ich hört' von ihren Lippen
so manches kluge Wort;
Es zieht, bin ich in Münster,
zu ihr mich immer fort.
Die kalten Winde bliesen
mir grad' in's Angesicht;
der Hut flog mir vom Kopfe,
ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde
entfernt von jenem Raum,
und immer hör' ich's rauschen:
Dort spricht Frau Möllenbaum!
Auch auf Wilhelm Busch, der ja bekanntlich zwölfmal in Münster war, machte Frau Möllenbaum einen tiefen Eindruck. Im Ersten Streich von „Max und Moritz" ließ er bekanntlich die Witwe Bolte ausrufen.
Fließet fort, Ihr Freudentränen!
All mein Hoffen, all mein Sehnen,
Meines Lebens schönster Traum
ist Elfriede Möllenbaum!
Kennen Sie Heinrich Heines Gedicht „Ein Fichtenbaum steht einsam?" – Unlängst fand man die Urfassung dieses Werkes. Die lautet folgendermaßen:
Frau Möllenbaum steht einsam
In Münster auf Horstebergs Höh'.
Sie säße gerne im Warmen
im trauten Marktcafé.
Was träumt wohl die edle Dame,
die dort so sinnend steht?
Sie denkt: „Die verdammte Gruppe
kommt wieder mal viel zu spät."
Und auch der wohl bedeutendste deutsche Lyriker überhaupt, Rainer Maria Rilke, muß eine Stadtführung von Frau Möllenbaum mitgemacht haben. Anders sind seine berühmten Zeilen gar nicht deutbar:
Ganz in den Abend geht des Aasee Lauf.
Das Land liegt flach. Aber an seinem Saum
steht eine immer wieder auf,
erhebt das Wort und reimt sich in den Raum:
Frau Möllenbaum
Sie spricht und sie bewegt des Herzens Gründe.
Wie ihre Stimme jeden Fremden führt,
als ob er wehrlos in dem Winde stünde,
vom Klang der Worte tief berührt...
Und so ist es kein Wunder, daß die Stadt Münster Frau Möllenbaum schon ein Denkmal errichtet hat, und das obwohl man diese Ehre normalerweise erst bei Verstorbenen angedeihen läßt. Frau Möllenbaum aber lebt – Gott sei Dank! Und so kam man auf die schöne Idee, ihr zu ehren am Platz des Westfälischen Friedens hinter dem Rathaus einen Baum zu pflanzen, einen Ginkgo, den Sie noch heute bewundern können und dessen botanischer Name bekanntlich „Ginkgo Moellignum" lautet. Dessen Blätter sind, wie Sie wissen, sind so gespalten, daß sie wie zwei Blätter wirken.
Das hat keinen Geringeren als Johann Wolfgang von Goethe zu einem Gedicht inspiriert, mit dem er einem Geheimnis auf die Spur zu kommen sucht, das die Münsteraner seit langem beschäftigt: Elfriede Möllenbaum hat bekanntlich eine Nichte, die als Sängerin und Schauspielerin als wahres Multitalent eine Säule der Münsteraner Kulturlandschaft darstellt. Doch so sehr Frau Möllenbaum mit ihrer Nichte verbunden ist, nie sieht man die beiden zusammen. Und über dieses Geheimnis dichtete Goethe folgende Zeilen, mit dem ich meine Betrachtungen über den und die Möllenbaum beschließen möchte.
Dieses Baums Blatt, zu entdecken
hier im Rathausinnenhof
gibt geheimen Sinn zu schmecken,
drüber sinnt der Philosoph.
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es Zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Schau das Blatt im rechten Lichte,
du entdeckst Verbundenheit:
Hier die Tante, dort die Nichte -
Einheit in Verschiedenheit!
Markus von Hagen